Frankreich, Châlons-en-Champagne im Juli 2023

Wir haben nun Mitte Juli und die Reise nach Châlons steht an. Das Auto ist gepackt. Die Route dorthin ist mir gut bekannt. Erst in Richtung Saarbrücken, Paris, dann nach Süden in die Champagne. Frankreich im Sommer, der Platz am Hotel im Zentrum ist bereit für den Nationalfeiertag, die Tribüne ist aufgebaut. Auf dem Feld die John Deere Mähdrescher, sie sind bereit zur Ernte, der erste Tag im Raps, später im Weizen. Der Raps ist hoch, die Weizenfelder riesig. Zurück gegen Mitternacht, dieser Ablauf wird sich wiederholen, Tag für Tag. John Deere in Frankreich, Châlons, mehr als nur ein Job. Ein Aufenthalt in einer Gegend, in einer Stadt, die ich selbst nie besucht hätte. Die Tage gleichen sich, die Kirche in L'Épine taucht wie aus dem Nichts vor uns auf, direkt an der Straße zur Arbeit, sie ist aus dem 14.Jahrhundert. Das Feld selbst, windig, staubig, heiß, die Maschinen ernten unermüdlich, Raps und Weizen,. Die Truppe hält gut zusammen und arbeitet hart. Die Tage vergehen. Es bleibt fast täglich noch etwas freie Zeit für morgendliche Spaziergänge durch die Stadt. Fotografie war für mich immer ein Grund hinauszugehen, um die Umgebung zu erkunden. Warum ziehen mich bestimmte Motive an? Oft sind es die alten Dinge, ihre Ästhetik, wo kommen sie her, wie haben sie überlebt? Ein Teil davon ist vielleicht Nostalgie. Wer bin ich in diesem ganzen Geschehen? Die alte Markthalle am Mittwoch und Samstag, die Menschen in den Cafés, betrachtet als Fremder in einer fremden Stadt. Die Straßen und Farben, das Französische, so viele Momente und Fundstücke, wie passt das alles zusammen in unserer heute so beschleunigten Welt? Ich spüre oft einen gewissen Schwermut und eine Traurigkeit in diesen Motiven. Bemalte Türen und Fenster, ein Berg von Straßenschildern, ein Hydrant mit Augen, eine leere Champagnerflasche, das Alltagsleben der Menschen, die endlosen Felder, das weite Land. All das fasziniert und beschäftigt mich immer wieder, denn wenn ich diese Bilder später zusammensetze, beginnen sie einen Sinn zu ergeben, eine Sprache zu sprechen und erzählen vielleicht etwas über uns und wer wir sind. Fotografie als Bestandsaufnahme, eine Analyse und gleichzeitig Therapie. Was bleibt von den Tagen auf dem Feld, den Abenden mit Pizza oder Burger, den Konzerten auf dem Platz, den Spaziergängen am Morgen? Eine kleine Geschichte in Bildern, vielleicht?

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